Dabei ist die Schwarze Flut nicht nur Name jenes Gasthauses am Kap Shionomisaki, wo der Doppelselbstmord geschah, sondern zugleich (und vor allem) vielschichtige Metapher für den "schwarzen, riesigen Strom aus unzähligen anmaßenden Augen" einer sensationslüsternen Öffentlichkeit ebenso wie für die Welle alptraumhafter Bilder und Erinnerungen, die an die Oberfläche drängen und Hayami überfallen. Zugleich ist sie auch Symbol der "entsetzlich unbestimmten" Bedrohung, die das düster-nebulöse Geschehen auf jeder Seite des Romans bestimmt -- und die im Verlauf der Handlung stetig weiter wächst.
Zur Logik dieser geheimnisvoll-emotionalen Unbestimmtheit gehört es auch, dass Schwarze Flut offen endet: "und mit diesem Gefühl, den Blick seltsam distanziert, verließ er das Zimmer". So ist Inoues frühes Meisterwerk nicht zuletzt ein grandioser Vorläufer des Nouveau roman, der den Vergleich mit den besten Büchern von Claude Simon, Alain Robbe-Grillet, Maurice Blanchot oder Marguerite Duras nicht zu scheuen braucht. --Thomas Köster
Dieser Titel wurde erstmals am Sonntag, 20. November 2011 in unseren Katalog aufgenommen.
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