Das steht in krassem Widerspruch zu allen Lehrmeinungen der klassischen Psychologie heute, und so ist sein immerhin 402 Seiten starkes Werk auch eine Abrechnung mit anderen Schulen der modernen Psychologie. Mit seiner auf den ersten Blick globalen und eher unwissenschaftlichen These setzt er sich mit jenen auseinander, die sich gar zu sehr auf die herrschenden Lehrmeinungen eingeschworen haben.
Hillman hat nämlich einigen Fleiß aufgebracht, um seine Theorie zu belegen: Man kann ein großer Philosoph werden -- so wie John Steward Mill -- ohne jemals eine Schule besucht zu haben; daß Albert Einstein nach heutigen Maßstäben ein Fall für die Hilfsschule war, ist vielen bekannt. Hillman nennt ihn als Beispiel von unendlich vielen anderen. Die ungemein anerkannte und erfolgreiche israelische Ministerpräsidentin Golda Meir war in der Schule ebenfalls ein hoffnungsloser Fall, Pablo Picasso ein totaler Versager.
Hillman setzt die Reihe beliebig fort und gibt damit allen "hoffnungslosen Fällen" neuen Mut. Wer einen solchen Ansatz vertritt, der muß mit historischen Figuren wie Adolf Hitler ein Problem haben. Denn er müßte begründen, daß Hitlers Rolle in der Weltpolitik vorherbestimmt war. Für Hillman ist in diesem Fall der "schlechte Samen" aufgegangen. So versucht er auch zu erklären, warum Al Capone in Chicago das geworden ist, was er schließlich war, und verwirft weitgehend alle Ansätze des Al-Capone-Biographen, der sich auf die Sozialisation des berühmten Gangsters beschränkt. Hillmans Buch wird Widerspruch provozieren. --Corinna S. Heyn
Dieser Titel wurde erstmals am Sonntag, 20. November 2011 in unseren Katalog aufgenommen.
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