Hiob Montag ist ein Getriebener. Sein Großvater war ein mächtiger Magier, seine Mutter eine Hexe, und er hat den Kampf gegen das Böse angetreten. Nein, wir befinden uns nicht in Mittelerde, sondern im Berlin (und Barranquilla, Chile und Fredericksburg, USA und Hinterkaifeck, Bayern) unserer Gegenwart (und Vergangenheit). Hiob hat es schlicht und ergreifend satt mitanzusehen, wie unser schöner und schrecklicher Planet der Hölle immer ähnlicher wird. Er hat die Macht sich einzumischen und er hat den Mut dazu. Einzig mit der Erfahrung hapert es noch ein wenig, aber der Appetit kommt beim Essen und das Rhythmusgefühl beim Tanzen. Wer eine Wette mit dem Teufel abgeschlossen hat, kann sich seine Mittel nicht immer aussuchen.
Ohne Meißner irgendwelche literarischen Vorbilder andichten zu wollen: Jenseits der gängigen Faust-Verabenteuerlichungen (Marlowe, Goethe, Mann) bewegt er sich souverän im Niemandsland zwischen Arno Schmidt und Dämonenkiller, lässt 99 Prozent der so genannten neuen deutschen Literatur Haken schlagend hinter sich und vergnügt sich -- und seine Leser -- auf einem Terrain, auf dem sich mit solcher Trittsicherheit sonst höchstens noch Dietmar Dath bewegt.
Kleine Warnung: Frauenmörder ist harter Tobak. Meißner ist nicht nur ein leidenschaftlicher Philanthrop (hört! hört!), er greift auch tief in die Kiste mit den Schockeffekten, deren sich sonst meist einfallslosere Autoren bedienen. Aber trotz -- oder wegen? -- aller Kompromisslosigkeit ist der Roman ein Lesespaß! Einer dieser Schmöker aus längst vergessenen Jugendtagen, die man sogar dann noch weiterliest, wenn einem der Angstschweiß in den Augen brennt. Bis zum bitteren Ende. Fortsetzung folgt! Hoffentlich bald. --Hannes Riffel
Dieser Titel wurde erstmals am Sonntag, 26. Juni 2011 in unseren Katalog aufgenommen.
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