Barcelona 1984, in den Tagen nach dem Wahlsieg der Sozialisten in einem Land, das sich nach Jahrzehnten der Diktatur wieder an demokratische Verhaltensweisen gewöhnen will: Der gefeierte Komponist Luis Doria trifft in einem Nachtclub in Barcelona den alten Barpianisten Alberto Rosell wieder. Viele Jahrzehnte sind vergangen, seit sich beide zum letzten Mal begegneten, und sie erinnern sich der glücklicheren Tage, als sie junge Musiker mit einer viel versprechenden Zukunft waren -- 1936, bevor der Spanische Bürgerkrieg ihr Leben veränderte. Der eine ließ sich seine Freiheit nicht nehmen und kehrte Spanien den Rücken, der andere stellte sich seiner Verantwortung und blieb; bezahlt haben letztlich beide für ihr Tun.
Wie sein sarkastischer Pianist an seinem Instrument gibt Vazquez Montalbán im Text bissige Töne von sich. Der Pianist mag mehr wie eine historische Vergegenwärtigung denn wie ein Roman wirken, bietet jedoch auch eine amüsante und spannende Geschichte. Im Spiel der beiden gealterten Hauptpersonen -- Doria, der Gewinner, und Rosell, der Verlierer -- zieht Vazquez Montalbán seine Bilanz der Franco-Ära im Widerspruch zwischen politischem Handeln und künstlerischer Berufung, was ja durchaus einer der ältesten Streitfälle in der abendländischen Kultur ist. Der Pianist ist ein musikalisches, künstlerisches und auch politisches Buch -- aber auch eine brillant geschriebene Zeitreise durch ein Land, das die meisten nur von seiner Sonnenseite her kennen. --Stefan Wölfel
Dieser Titel wurde erstmals am Mittwoch, 24. September 2014 in unseren Katalog aufgenommen.
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